Bullemänner machen Reken »plem«

Mit dem Reden haben sie es nicht so richtig, allzu heftige Bewegungen sind ihnen zuwider und sie mögen kleine Nickerchen zu jeder Gelegenheit. Die Westfalen sind ein ganz besonderer Menschenschlag: von außen ziemlich hart, von innen aber ganz weich und warm. Als Duo „Die Bullemänner“ bringen Heinz Weißenberg und Augustin Upmann diese einzigartigen Eigenschaften ihrer Mitmenschen schon seit 1994 auf die Bühnen und die Mattscheiben des Landes, seit 2008 unterstützt durch die virtuose ukrainische Tastenfachkraft Svetlana Svoroba.

Die Tastenfachkraft Svetlana Svoroba, Heinz Weißenberg und Augustin Upmann (v.l.n.r.) haben ihr Publikum über zweieinhalb Stunden voll im Griff.


Die Protagonisten haben ihren schrägen und schwarzen Humor am vorletzten Oktober-Samstag zum wiederholten Mal im nahezu komplett ausverkauften RekenForum zelebriert, gekonnt und mit viel Erfahrung verpackt in ihre siebzehnte poetische, politische, philosophische, musikalische und leicht bekloppte Produktion unter dem Titel „Plem“. Durchgehend saukomisch, intelligent und staubtrocken skizzieren die Originale aus Suchtrup den derzeitigen Zustand der Welt, der aus ihrer Sicht nur noch und ausausweichlich in die Kategorie plem gehört. Und das Rekener Publikum ist von Beginn an voll dabei.

Sänger Heinz Weißenberg (l.) und Gitarrist Augustin Upmann (r.) haben ihn voll drauf, den hammerharten Westfalen-Rock.


Der nachdenkliche Mix aus Kabarett, Comedy und Quatsch sowie Musik (wobei es sich oft bekannte Songs mit neuem Text handelt) nimmt unter anderem Themen wie Pandemie, Putin, Frauen, Männer, Klimaveränderung, Fremdenfeindlichkeit, Altern und Tod unter die Lupe. Augustin Upmann und Heinz Weißenberg erkunden aber auch ihre Umgebung: Die Feuerwehr in freiwilliger Quarantäne (14 Mann in 14 Tagen auf 14 Quadratmetern), die Gedanken an Mutters Grab: (Warum wächst da nichts?) und die Brückenraststätte Dammer Berge. An verschiedenen Instrumenten wie zum Beispiel Banjo, Gitarre, Blockflöte und Mundharmonika bringt Augustin Upmann Abwechslung und tonale Stimmung in den Saal. Und am E-Piano berichtet die seit 2008 in die Bullemänner integrierte Svetlana Svoroba von ihrem Schicksal als Migrantin: Sie hat „lebenslänglich Münsterland“.

Svetlana Svoroba wanderte vor 25 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland aus und bekommt von Augustin Upmann einen Blumenstrauß für 15-jährige Mitarbeit bei den Bullemännern.


Man kann sie mögen oder auch nicht. Fest steht, dass die Bullemänner ihre große Fangemeinde nun schon seit mehreren Jahrzehnten gut unterhalten und auch in Reken viele Freunde haben. Kerstin Mangelmann aus Lette findet dafür die richtigen Worte: „Wenn ich mal zwei Stunden den Alltag vergessen und herzhaft lachen möchte, dann schaue ich mir die Bullemänner an. Sie haben mir erneut gut gefallen!“ Ein Abend, der nicht nur die Älteren im Publikum ansprach und das Publikum mit Lachen, aber auch nachdenklich nach Hause entließ. Natürlich nicht ohne diverse erklatschte Zugaben und kleine Seitenhiebe auf die Mühlengemeinde: „Warum sind die A31 und die A45 das Beste an Reken? Man kommt schnell weg!“ (hh)



23.10.2023