Frieda Braun füllt das Forum gleich zweimal

Frieda Braun wird schon lange nicht mehr als Geheimtipp gehandelt. Die von der 1963 in Winterberg geborenen ehemaligen Werbetexterin Karin Berkenkopf dargestellte und zusammen mit ihrem Lebensgefährten und Kabarettisten Joseph Collard entwickelte Bühnenfigur ist ihrer großen Fangemeinde in ganz Deutschland unter anderem aus der Ladies Night im WDR bestens bekannt, füllt große Hallen und zählt inzwischen zu den erfolgreichsten Kultkomikerinnen im Land.

„Hallo Reken, ich grüße Euch alle! Ich hab Euch in den letzten drei Jahren echt vermisst.“

Auch von vielen Rekenerinnen und Rekenern wird Frieda Braun heiß und innig verehrt. Nach dreijähriger Zwangspause gastierte sie auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragte Sabine Rentmeister und von Angelika Müller vom Kulturbüro im Wochenabstand aufgrund großer Nachfrage jetzt sogar gleich zweimal im Forum. 800 Zuschauerinnen und Zuschauer erlebten „Erst mal durchatmen!“, das wie immer in einem Dschungel menschlicher Gefühle und chaotischer Beziehungen angesiedelte 9. Soloprogramm der Sauerländerin.

Alle wollten den kleinen, dafür aber wortgewaltigen Comedy-Star einmal nicht nur digital auf der Mattscheibe, sondern live und hautnah auf der Bühne zu erleben. Wie es sich nach zweieinhalb Stunden herausstellte, gab es in der Tat eine ganze Menge zu erleben, zu lachen und natürlich auch zu applaudieren. Mal flink wie ein Wiesel, mal aufgeregt wie eine Henne oder scheu wie ein Feldhase. Frieda hatte wie immer viele Gesichter, näherte sich diversen Themen mit der ihr eigenen Mischung aus Neugier, Verlegenheit und Entrüstung. Zusammen mit ihrer elfköpfigen Frauen-Splittergruppe zelebrierte sie Geschichten rund um einen Yoga-Kurs, in dem es von eckigen Charakteren nur so wimmelte.

Frieda Braun verabschiedet sich mit einem Applaus von ihrem Publikum.

Die pingelige s’Thekla zum Beispiel, die laszive s’Viola, die penible s’Mia und die robuste s‘Brunhild scheint man schon nach wenigen Worten und Gesten persönlich zu kennen, ebenso wie die männlichen Protagonisten, etwa Heinzbert, den Junggesellen Wilbrecht oder den Ersatz-St. Martin Rolf mit einer ganz neuen Interpretation der Mantelteilung. Auch das Müll- und Aufräumproblem in Partnerschaften, lebendiges Essen im Kühlschrank, das Entfernen von Hornhaut durch Putzerfische und das Klauen von Batterien in einem Rekener Supermarkt spielen eine nicht unwichtige Rolle im abwechslungsreichen Geschehen unter den Scheinwerfern.

Auf einen Nenner gebracht: Mal trifft Frieda Braun mit klaren Worten direkt ins Schwarze, mal nimmt sie so kuriose Umwege, dass sie den roten Faden zu verlieren scheint und in ihrem Skript nachlesen muss. Alles Absicht. Jedenfalls vergeht kaum eine Minute, in der das Publikum nicht herzhaft lachen muß und froh ist, bei dem begeisternden Auftritt mit frisch Erlebtem, aber auch mit frei Erfundenem dabei zu sein. Die Künstlerin beherrscht eben die Kunst, das Gewohnte kauzig zu überspitzen und das Unbewusste unwiderstehlich komisch an die Oberfläche zu bringen. Klar, dass es nach beiden Auftritten großen Beifall und jeweils Zugaben gegeben hat, dazu eine in Richtung ihrer Rekener Fans klatschende und sich bedankende Frieda Braun. (hh)

Frieda Braun, schrullige Kultfigur aus dem Sauerland, begeistert ihre Fans im RekenForum mit Erzählungen über einen Yoga-Kurs ihrer Splittergruppe.

13.03.2023