03.05.2022

Tele-Notarzt hilft Rettungskräften

„Ich finde die Technik total faszinierend, die hinter der Einbeziehung eines Tele-Notarztes in den Rettungsdienst steckt. Hochmodern und auch vernünftig, wie ich meine. Bei der anerkannt guten Ausbildung all unserer Notfallsanitäter in den RTWs muss ja gerade hier auf dem Lande nicht jedes Mal ein Notarzt herausfahren, da reicht zuweilen auch die Einschaltung des Tele-Notarztes“, stellt Bürgermeister Manuel Deitert in Anwesenheit von Vertretern des Kreises Borken und Mitarbeitern der Rekener Rettungswache am ersten Mai-Montag fest. Der Anlass für das Treffen: seit Mitte April ist ein Rekener Rettungswagen mit der Tele-Notarzt-Technik ausgestattet, der jetzt vorgestellt wurde. Reken ist nach Borken, Vreden und Ahaus somit die vierte Kommune im Kreis, die ein solchermaßen ausgerüstetes Fahrzeug in der Notfallmedizin einsetzen kann.

Bürgermeister Manuel Deitert (4.v.l.) und Landrat Dr. Kai Zwicker (2.v.r.), eine Vertreterin und Vertreter des Kreises Borken sowie Mitarbeiter der Rettungswache Reken bei der Präsentation eines mit der Tele-Notarzt-Technik ausgerüsteten RTWs.

Dieser Dienst ermöglicht im Rettungseinsatz eine unmittelbare, sichere und zuverlässige Telekommunikation mit einem Notfallmediziner per Zusammenschaltung mehrerer Mobilfunkanbieter. Die Liveübertragung von Audiokommunikation, Vitalparametern wie Blutdruck und Herzfrequenz in Echtzeit sowie von Videos und Fotos von der Einsatzstelle gestatten es dem Tele-Notarzt, sich ein exaktes Bild von Patienten zu machen. So können die Rettungskräfte vor Ort durch aktuelle ärztliche Beratung, gemeinsame Findung einer Diagnose und durch die Delegation therapeutischer Maßnahmen unterstützt werden. Auf diese Weise kann gegebenenfalls auf den Einsatz des konventionellen Notarztes verzichtet beziehungsweise das therapiefreie Interwall bis zu dessen Eintreffen vor Ort überbrückt werden.

Hanjo Groetschel, Ärztlicher Leiter des Kreis Borkener Rettungsdienstes, erläutert die technische Ausstattung des Rekener Rettungswagens.

Dazu erläutert Landrat Dr. Kai Zwicker neben der Ordnungsdezernentin Dr. Elisabeth Schwenzow: „Bei stetig steigenden Einsatzzahlen und einem vor allem in ländlichen Gegenden in Zukunft absehbaren Mangel an Notärzten stellt der Tele-Notarzt eine hoch effektive Möglichkeit und Entlastungsoption in der notfallmedizinischen Versorgung dar. In keinem Fall handelt es sich um ein ‚stattdessen‘, sondern um eine sinnvolle Ergänzung.“ Auch die Rekener Wachleiter Georg Holthausen und Jörg Wiesmann begrüßen die Neuerung vollauf: „Wir haben inzwischen die ersten positiven Erfahrungen mit dem Tele-Notarzt gemacht, dessen Integration von unserem Personal anerkannt und begrüßt wird. Auch die älteren Mitarbeiter sind ausnahmslos positiv gestimmt.“

Hanjo Groetschel, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Borken, geht ein wenig weiter ins Detail und berichtet: „Seit Einführung der neuen Technik hat es im Kreis Borken etwa 100 Einsätze des Tele-Notarztes gegeben, in 2022 bereits rund 30. Dadurch stehen die ‚echten‘ Notärzte jetzt weitaus mehr für Einsätze zur Verfügung, bei denen sie trotz des guten Personals auf unseren Rettungswagen wirklich persönlich vor Ort gebraucht werden. Beabsichtigt ist, dass der Tele-Notarzt-Dienst in ganz NRW eingeführt wird, wozu der Kreis Borken eine noch einzurichtende Tele-Notarzt-Zentrale in Münster anstelle der aktuellen Zentrale in Aachen aufschalten lassen wird. Ich denke, dass es in 2024 so weit sein kann und bis dahin nicht nur vier, sondern alle Rettungswagen im Kreis Borken über die entsprechenden technischen Vorbedingungen verfügen.“ (hh)